Meine Mama mußte fast den ganzen Tag liegen.
Mir war dabei recht langweilig.
Sie hat nicht mehr gesungen, ist nicht mehr zum Plantschen
gegangen, Papa hat Mamas Bauch auch nicht mehr massiert...
Diese Trostlosigkeit hat mich in meinen Plänen nur
bestätigt. Nach 7 Tagen in der Klinik hatte ich die
Faxen dicke und beschloss, daß es an der Zeit war,
Mamas Bauch zu verlassen. Ich will ja nicht drauf rumreiten,
aber: ICH bestimme, wann ICH auf die Welt komme! Und
daß das angeblich 6 Wochen zu früh ist, hat mich
nicht gestört. Ich würde sagen, daß ich
einfach nur sehr zeitig dran war!
Meine Flucht hatte ich für die Nacht geplant, damit
es nicht gleich auffällt. Ganz vorsichtig hab ich meine
Wasserblase kaputt gemacht. Dummerweise hat Mama das gleich
gemerkt. Es ist ein Phänomen. Sie hat ihre Augen und
Ohren anscheinend überall! Es war 1 Uhr nachts und
die Nachtschwester hatte sich anscheinend mit mir verbündet.
Sie vermutete, daß das kein Frauchtwasser war, sondern
Schweiß, weil es so wenig war.
Ich hatte also nochmal Glück gehabt.
Als Mama dann aber in der Früh um 6 aufgestanden ist,
hat sie gleich gemerkt, daß ich die Wasserblase tatsächlich
zerstört hatte. Jetzt ging alles recht schnell.
Mama wurde in den Kreißsaal gebracht und fertig gemacht
für den Kaiserschnitt. Das fand ich ganz praktisch,
weil das bedeutete, daß ich rein gar nichts mehr machen
mußte. Mamas Ärzte verhalfen mir quasi zur Flucht.
Auf Papa konnten wir jetzt nicht mehr warten. Der war irgendwo
in Österreich unterwegs.
Am 02.08.2002 war es dann also so weit: Ich erblickte um
10:36 Uhr das Licht der Welt, war 42cm lang und hatte 2014g.
Meine Mama hat dann gesagt, daß ich Maximilian Paul
Aigner heißen soll.
Das ganze hat sich abgespielt in München in der Frauenklinik
in der Maistrasse.
Ich war echt stolz auf mich, daß ich meinen Plan so
toll umgesetzt hatte. Ich hab´s ja gleich gesagt:
ICH bestimme, wann ICH auf die Welt komme!
Blöd fand
ich
nur, daß ich in einer Frauenklinik war.
ICH BIN EIN MANN. Was soll ich also unter lauter Frauen??
Erst hab ich mich beschwert, aber irgendwie hat das niemand
so richtig wahrgenommen. Als ich dann festgestellt habe,
daß meine Mama auch da war, war´s dann ok!
Meine Mama und mein Papa waren wohl ziemlich überrascht,
daß ich schon auf die Welt kommen wollte. Vor allem
mein Papa. Der wußte nämlich von gar nichts und
hat´s nicht rechtzeitig geschafft, weil er noch in
Österreich auf dem Brenner ne Currywurst essen mußte.
Mittlerweile hab ich ihm schon beigebracht, daß er
erst was essen darf, wenn ich gewickelt bin und mein Fläschchen
Mumi bekommen hab. Der Bursche ist zwar alt, aber trotzdem
lernfähig.
Zurück zum Krankenhaus:
Die erste Zeit war ich in einem Zimmer mit intensiver Betreuung.
Das war eigentlich auch ganz gut, nur mit der Zeit hat mich
ein bißchen gestört, daß ich keinen Mucks
machen konnte, ohne daß das jemand gemerkt hat. Es
war immer sofort jemand bei mir. Außerdem war ich
an piepsende Geräte angeschlossen. Also wieder keine
Privatsphäre.
Was mich aber noch viel mehr gestört hat war, daß
meine Mama mich nicht so oft sehen konnte.
Aber nach einiger
Zeit bin ich dann in das Überwachungszimmer umgezogen,
ich war zwar immer noch verkabelt, aber ich durfte jetzt
endlich auch zu meiner Mama ins Zimmer!
[weiter]
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